Ich möchte an einigen Gedanken teilhaben lassen;
Anlass ist, dass ein Kalender das Licht der Welt erblickt, durchgängig mit Wurzelgemüse, welches vor meiner Kamera in optimaler Reife und kurz vor dem Verzehr posierte, mal in Paaren, mal in Grüppchen. Entstanden sind die monatlich zu genießenden Fotos auf dem Fensterbrett meiner Wohnwurzel, wie ich den Ort, an dem ich einen großen Teil meiner Zeit verbringe, mittlerweile liebevoll bezeichne. Fast jede Fotografie ist bei Tageslicht entstanden. Meist an der frischen Luft bei geöffnetem Fenster. Das ist das maximale, was ich vor Ort an Licht herausholen kann.
Eine Wohnwurzel ist nicht der Ort, wo das meiste Licht hinkommt. Was ich in den letzten Jahren saisonweise bedauerte.
Diesen Blog habe ich vor Jahren mal eingerichtet, einer Idee gefolgt mir selbst das Verorten in der Großstadt Dresden vorzunehmen, und dies ist ein anderes Thema.
In meinem heutigen Beitrag in diesem Rahmen nehme ich den Faden wieder auf, dieser Blog scheint der Geeignetste. ( in der Vergangenheit schrieb ich zeitweise Blogs, wie andere für die Schublade schreiben ) eine Schublade im weltweiten Netz sozusagen, in die niemand hereinschaut..
Heute bin ich selbst sehr berührt davon, was in der Dunkelheit alles entstehen kann.
Farbenfrohes Gemüse welches durchs Jahr führt. Staunen darüber zulassen, was sich entwickelt hat, welche Perlen geradezu.
Schon bevor ich studierte, vergrößerte ich im ersten eigenen Badezimmer, praktischerweise ohne Fenster, selbst meine ersten schwarz weiß Fotografien.
Eine meiner Spezialitäten stellten Fotografien von besonderen Kartoffeln oder zusammengewachsene Champignons dar. Eine Leidenschaft für Dinge und Makrofotografie trieb mich an.
Es gibt dieses Bild von schwarzem Rettich und Birne, welches für mich selbst ein Wahrzeichen meiner eigenen Fotografiegeschichte ist. Es entstand in den ersten Semestern meines Studiums, wovon ich mich einige Jahre der künstlerischen Fotografie widmete.
2020 nannte ich meinen Kalender „runder schwarzer Winter“
welch poetischer Name für einen schwarzen Rettich! Ich hatte im eigenen Gärtchen die Poesie selbst angebaut. Aus Samen, die ich in die Erde gesteckt hatte, war sie erwachsen.
Ich stellte 13 Handyfotos zusammen, die an einem Novemberabend im Dunklen entstanden waren und verteilte sie über ein ganzes Jahr. Ich verschenkte diese Kalender und erhalte noch immer freudige Resonanz über die Bilder. Mit diesem Kalender verband sich immer auch das Staunen darüber, was in einem Garten im November noch alles grünt, bei mir zeigt sich schon seit September/Oktober der Mohn, der erst im kommenden Frühling blühen wird.
Und meine Spezialität ist der Muskatellersalbei, den ich seit mehreren Jahren beobachte und nun ja, ich sage es einfach: anbete (-: .
Der Kalender, den ich 2021 verschenkte, war ein Gemüsekalender, der relativ heterogene Aufnahmen enthielt, zuweilen auch von Samen. Einige Fotos dafür entstanden in dem kleinen Gärtchen, in welchem ich meine Freiluftexperimente durchführte.
Titelbild des Kalenders 2021 |
Das Projekt „Wurzeln,Wir“ sollte etwas einheitlicher werden und so sind nun die Hintergründe einheitlich dunkel gehalten durch die dafür verwendeten Siebdruckplatten.
Die posierenden Wurzeln erleben auf diese Weise gleich eine bekannte Umgebung, schließlich verbringen sie ja einen Großteil ihrer Zeit im Dunklen unter der Erde.
Nun ist es noch eine knappe Woche vor der Wintersonnenwende und ich fühle mich in einer neuen Rolle: ich bringe meine Kalender "Wurzeln, Wir." unter die Leute ! - In der an Dunkelheit reichsten Zeit des Jahres.
Es ist mir eine besondere Ehre, in diesem Jahr meinen Kalender an verschiedenen Orten dieser großen Stadt am Fluss anzubieten. Meine Freude über die positive Resonanz und Aufnahme ins Sortiment in der VG Neustadt und im Ladencafe AHA sowie in der Kreativen Werkstatt in Pieschen zur Weihnachtsverkaufsausstellung belebt und inspiriert mich.
Mir werden in diesen Momenten Stationen meiner eigenen Geschichte so deutlich und wie vieles Erlebte miteinander im Zusammenhang steht, Sinn macht und wie Themen wiederkehren, wie ich sie willkommen heißen kann.
Immer schon war ich von Natur und Natürlichem fasziniert sowie von Jahreszeiten, auch Festen, deren Ursprung noch viel enger als heute in der Verbindung zum Kreislauf des Werdens und Vergehens zu finden ist.
So war ich einige Jahre Mitglied in einem Gemeinschaftsgarten der Ufer Projekte in Dresden, bevor ich dann in einem kleinen Kleingarten begann ganz eigene Erfahrungen mit dem Gärtnern zu sammeln.
Ich teilte einige Jahre einen wöchentlichen Ernteanteil von DeinHof, der Solidarischen Landwirtschaft in Radebeul, neben Dresden, das prägte meine Verbindung von dem, was gerade Essbares hier um die Ecke wächst, sehr nachhaltig.
Den größten Teil der Zeit hier in Dresden genieße ich regionales Gemüse und dieses wollte dann vor die Kamera.
Gemüse aus der VG und ein Monat mit Gemüse von DeinHof sind im Kalender zu finden.
Ich werde demnächst ggf. noch eine Liste der Gemüse an dieser Stelle beifügen.
Wöchentlich die Ernte von DeinHof zu teilen, bedeutet auch immer interessante Infos zu dem jeweiligen Gemüse zu bekommen. So ist vieles Wurzelgemüse bei entsprechender Lagerung wahrscheinlich eines der am längsten lagerbaren Gemüse. Aus Erzählungen meiner Mutter weiß ich, dass sie als Kind auch noch erlebt hat, wie die Möhren im Keller über den Winter zur Lagerung in den Sand gesteckt wurden und wie mein Großvater Sauerkraut selbst gemacht hat….
Dinge, die bei mir vor die Kamera kommen, scheinen oft Portraits, sie bekommen eine Wichtigkeit und eine Bühne, werden zu Darstellern, die Aufmerksamkeit des Betrachters darf sich fokussieren. Ich lade ein zu gewisser Andacht, Faszination und einer Art meditativer Wahrnehmung, wie ich sie auch beim Fotografieren empfinde.
Den Druck des Kalenders realisierte ich mit einer Dresdener Druckerei in der Neustadt, was eine neue, gute und auch sinnvolle regionale Erfahrung war. Da ich die 30 druckfrischen Kalender mit dem Fahrrad abholte und transportierte, war es doch gut, dass sie in Folie eingeschweißt waren, obwohl ich diese Verpackungsart nicht favorisierte.
Möge der Kalender inspirieren, beleben, besinnliche, innerliche Momente bescheren für die Schätze, die über der Oberfläche oft noch nicht zu erkennen sind!
Dieser Text; ein aus der Tiefe beflügelter Jahresausklangsgruß an alle, die mit mir immerzu ein- und ausatmen und den weiten Raum mit mir teilen.
In diesem Sinne -
Wir, zunächst ich selbst bin:
Wurzel und Fotografie.
Der Prozess des Werdens
geht in beiden Fällen
durch die Dunkelheit hindurch.
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